Der tatsächliche Rekordhalter unter den Raub-Dinosauriern wird in dem 238seitigen Taschenbuch „Der rätselhafte Spinosaurus“ (GRIN-Verlag, München) des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst in Wort und Bild vorgestellt. Demnach hatte der bis zu 18 Meter lange Spinosaurus ein Lebendgewicht von schätzungsweise neun Tonnen, was zwei Afrikanischen Elefanten entspricht, einen 1,75 Meter langen Schädel und ein 1,70 Meter hohes Rückensegel, über dessen Funktion die Gelehrten noch heute spekulieren.
Merkmale des Schädels, Halses, Körpers und der Beine deuten darauf hin, dass Spinosaurus ein ungewöhnlicher Raub-Dinosaurier gewesen ist. Er lebte sowohl an Land als auch im Wasser und gilt als Fischjäger. Existiert hat er in der Kreidezeit vor etwa 113 bis 94 Millionen Jahren in Nordafrika.
Die ersten fossilen Reste von Spinosaurus sind in der Bahariyya-Oase in der ägyptischen Sahara entdeckt worden. Der dortige Fundort war eines der Ziele während der dritten Ägypten-Expedition im Winter 1910/1911 des Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach (1871-1952) aus München gewesen. Statt erhoffter Fossilien früher Säugetiere stieß er dort auf Reste der ersten Dinosaurier in Ägypten.
Nach der Abreise des Münchener Paläontologen führte der österreichische Fossiliensammler Richard Markgraf (1869-1916) im Auftrag von Stromer in der Bahariyya-Oase bis 1914 weitere Grabungen durch. Die dabei geborgenen Dinosaurier-Reste schickte Markgraf an Stromer. Wegen politischer Spannungen zwischen Deutschland und Österreich einerseits mit Großbritannien andererseits traf die 1914 geplante Sendung mit zwölf Kisten erst 1922 bei Stromer in München ein.
Von 1915 bis 1934 machte Ernst Stromer insgesamt vier bis dahin unbekannte Dinosaurier-Gattungen aus Ägypten publik. 1915 beschrieb er erstmals Spinosaurus, 1931 Carcharodontosaurus (Haizahn-Echse), 1932 Aegyptosaurus (Ägyptische Echse) und 1934 Bahariasaurus (Echse aus Bahariyya). Bereits 1914 beschrieb er das bis zu 10 Meter lange Krokodil Stomatosuchus aus der Bahariyya-Oase.
Zu Lebzeiten der von Stromer untersuchten Dinosaurier aus Ägypten war das Gebiet der heutigen Wüste Sahara noch eine fruchtbare Wattlandschaft mit Mangrovenwäldern und Flüssen gewesen. In diesen Flüssen schwammen riesige Fische, die Spinosaurus jagte und fraß.
Ernst Stromer von Reichenbach war ein bayerischer Adliger und einer der Söhne des Freiherrn Karl Otto Stromer von Reichenbach (1831-1891), der von 1867 bis zu seinem Tod im Jahre 1891 das Amt des „Ersten Bürgermeisters“ in Nürnberg bekleidete. Im Mittelalter hatten sich die Stromer als Patrizier, Handelsherren, Historiker, Erfinder und Bauherren in Nürnberg hervorgetan.
Die von Stromer aus Ägypten beschriebenen Dinosaurier wurden im Zweiten Weltkrieg bei einem britischen Luftangriff auf München in der Nacht vom 24. zum 25. April 1944 zerstört. Der Direktor des Museums, in dem diese wissenschaftlich wertvollen Funde aufbewahrt wurden, hatte den Wunsch von Stromer, diese Dinosaurier an einen geschützten Ort zu bringen, missachtet.
Während des Zweiten Weltkrieges verlor Stromer zwei seiner drei Söhne und durch Luftangriffe auf München fünf Mal seine Wohnung. Ab 1944 wohnte er im Schloss Grünsberg bei Altdorf unweit von Nürnberg, das der Familie Stromer seit 1754 gehörte.
Ernst Stromer, wie er sich selbst bescheiden oft nannte, starb 1952 im Alter von 81 Jahren in Erlangen. Sein Grab befindet sich noch heute auf dem Nürnberger Johannisfriedhof, wo auch der Maler Albrecht Dürer und andere Berühmtheiten ihre letzte Ruhe fanden.
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